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Die Referentin Carine Bachmann steht hinter einem Rednerpult. Sie trägt ein rotweiss geblümtes Kleid und eine Perlenkette. Neben ihr ist ein Blumenstrauss mit Sonnenblumen erkennbar.
«Kulturpolitik, wie wir sie heute verstehen, ist Gesellschaftspolitik», sagt Carine Bachmann, Direktorin des Bundesamts für Kultur BAK. Bild: © FUG / Stefan Wermuth

Das Engagement des Bundes für die Kultur

Die Schweizer Kulturpolitik hat sich gewandelt. Vormals ein Instrument der politischen Agenda, ist Kultur nun eigenständige gesellschaftliche Impulsgeberin. Carine Bachmann, Direktorin des Bundesamts für Kultur, skizziert diese Entwicklung und spricht über die Rolle des Bundes.

Von Sarah Beyeler

Die Schweizer Kulturförderung ist eine Pyramide: Die Basis bilden die Städte und Gemeinden. Sie bestreiten 50 Prozent der Ausgaben. Darüber stehen die Kantone mit einem Anteil von 40 Prozent. An der Spitze der Pyramide, steht der Bund mit 10 Prozent der Kulturausgaben. Welche Rolle spielt er in der Schweizer Kulturpolitik? «Der Bund kann die Kulturpolitik aus einer ganzheitlichen, insgesamt schweizerischen Perspektive betrachten und im Rahmen seiner Kompetenzen auch mitgestalten», sagt Carine Bachmann.

Von Kultur im Dienst der Politik …

«Der Begriff einer nationalen Kulturpolitik taucht erst im Kontext des Ersten Weltkriegs auf.» Der damit einhergehende Diskurs erfährt im Laufe der Jahrzehnte einen Wandel, den Bachmann als eine schrittweise Emanzipation der Kultur von staatspolitischen Interessen beschreibt.
Doch vorerst sah sich die Kultur in den Dienst der Politik gestellt. Sie sollte die sozialen Konflikte und Überfremdungsängste nach dem Ersten Weltkrieg in Schach halten; während des Zweiten Weltkriegs wurde Kultur gar zu Propagandazwecken eingesetzt, um die geistige Landesverteidigung zu fördern.

Kulturpolitik, wie wir sie heute verstehen, ist Gesellschaftspolitik.

… zu Politik im Dienst der Kultur

Ab den 1950er Jahren begann die schrittweise Emanzipation der Kulturpolitik von politischen Interessen. Den Paradigmenwechsel in der Kulturpolitik des Bundes markiert 1975 der Clottu-Bericht mit der Forderung, einen Kulturartikel in die Bundesverfassung aufzunehmen, was 1999 im Zuge der Totalrevision der Bundesverfassung umgesetzt wurde.
«Wirklich entscheidend war dann die Konkretisierung des Grundsatzartikels in der Verfassung», fährt Bachmann mit Blick auf das Kulturförderungsgesetz von 2012 fort. Auf seiner Grundlage nimmt der Bund eine aktivere kulturpolitische Rolle ein und nimmt sukzessive eine kulturpolitische Neuorientierung vor, deren strategischen Rahmen die Kulturbotschaften setzen.

Kulturpolitik ist Gesellschaftspolitik

Die neueste Kulturbotschaft für die Jahre 2025 bis 2028 hebt die Anerkennung der Kultur als globales öffentliches Gut hervor und betont die Eigenständigkeit des Kultursektors. Kunst und Kultur sollen nicht für die Lösung gesellschaftlicher oder politische Probleme instrumentalisiert werden. «Das ist eine Aufgabe gesamtschweizerisch Interesses. Und deshalb ist es auch eine Aufgabe des Bundes», betont Bachmann. Es gehe darum, in der Kulturpolitik das Gleichgewicht zu halten zwischen der Wahrung der Eigenständigkeit von Kunst und Kultur und ihrer Förderung als identitätsstiftende Kraft und Treiber gesellschaftlicher Entwicklungen. «Kulturpolitik, wie wir sie heute verstehen, ist Gesellschaftspolitik. Denn Kultur ist das Fundament, auf dem unsere Gesellschaft steht.»

Zur Person

Die Referentin Carine Bachmann spricht in ein Mikrofon. Sie trägt eine Brille, eine Perlenkette und ein rotweiss gemustertes Kleid. Im Hintergrund ist das blauweisse Logo des Forums für Universität und Gesellschaft erkennbar.
© FUG / Stefan Wermuth

Carine Bachmann ist seit Februar 2022 Direktorin des Bundesamts für Kultur BAK.

Zur Autorin

Sarah Beyeler arbeitet am Forum für Universität und Gesellschaft.

Zur Veranstaltung

Schwarz-Weiss-Foto einer leeren Bühne mit einem Lichtkegel von drei Scheinwerfern; in den Lichtstrahlen ist feiner Nebel sichtbar.
© freepik.com

Die Videoaufzeichnung des Vortrags von Carine Bachmann können Sie sich hier ansehen. 

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